Stern der Hoffnung
Wir haben Stromausfall. Eben habe ich mit Schwester Michaela eines unserer schwer-wiegenden Gespräche, die eine Entscheidung erfordern, beendet. Wir wissen, dass wir bei solchen Dingen absolut ehrlich mit uns selbst und miteinander sind, dass wir alles sagen, was wir denken, fühlen, wo wir Bedenken haben – ohne erstmal auf den Wunsch des anderen zu achten. Sachlichkeit, Wünsche, Ängste, Bedenken, Worth-Case-Vorstellung: „Alles erstmal auf den Tisch“ und dann muss eine Entscheidung fallen. Und so war es auch eben. Es geht um unser Sorgenkind Mirald. Er hatte einen Motorradunfall, ist seitdem querschnittgelähmt und kam zusätzlich mit einem grossen Dekubitus aus dem Krankenhaus. Er hat sich gerade damit befasst, dass er nicht mehr Motorradfahren wird, weil er gelähmt bleibt. Dann bekam er vor fünf Tagen furchtbare zusätzliche Rückenschmerzen. Eine Bildgebung hat gezeigt, dass die Schrauben von der Operation nicht gehalten haben. Sozusagen eine neue alte Bruchstelle der Wirbelsäule. Der damals behandelnde Arzt übernimmt ihn nicht mehr. Er sagt, er hat gemacht, was er kann. Nun liegt der junge Mann daheim und verzweifelt und leidet unter den Schmerzen. Wir suchen rum. Über einen Freund bekamen wir Kontakt zu einer Klinik im Ausland. Die würden den Patienten übernehmen und nochmal operieren, um die ursprüngliche Bruchstelle zu stabilisieren. Wir müssen es schaffen, auch finanziell. Sonst verfault er daheim im Bett. Ich bin im Korridor und gucke auf den leeren Stall, der bald die Heilige Familie beherbergen soll. Ich habe einen Stern platziert. Ich denke an Mirald und dass wir uns entschieden haben, ihn in die Klinik zu bringen. Wir müssen es versuchen – der Stern ist für ihn.